Game #332 – NiGHTS into Dreams…

332-NiGHTSHersteller: Sonic Team
Director: Naoto Ohshima
Composer: Naofumi Hataya, Tomoko Sasaki & Fumie Kumatani
System: Sega Saturn
Jahr: 1996

NiGHTS hatte eigentlich alles: eine märchenhafte Grafik, einen verträumten Soundtrack, ein verspieltes Gegnerdesign, ein einmaliges Spielkonzept und sogar einen eigens konzipierten Analogcontroller. NiGHTS sollte ähnlich wie Sonic eine neue Marke etablieren, um alte wie neue Sega-Fans zu verzaubern. Doch obwohl die Verkaufszahlen für Sega Saturn Verhältnisse ordentlich waren, so geriet der Titel in Vergessenheit.

Zugegeben: Die Story ist so bescheuert, dass ich sie eigentlich gar nicht erst zitieren mag. Im Kern geht es um einen Jungen und ein Mädchen, die beide vom Leben gepeinigt zu Bett gehen, in ihren Träumen mit einem Wesen namens Nights verschmelzen und gemeinsam gegen den bösen Wizemen kämpfen, dem Herrscher aller Albträume.

Letztlich steuert ihr Nights vor einer kunterbunten Hintergrundkulisse und fliegt mit dem Kerlchen durch mehrere Parcours voller blauer Chips, orangefarbener Ringe und diversen Gegnern. Erst wenn ihr zwanzig Chips gesammelt, daraufhin den so genannten Ideya Capture zerstört und zurück zum Ausgangspunkt des Parcours gedüst seid, gelangt ihr in den nächsten Level – sofern ihr die geforderte Aufgabe in der vorgegebenen Zeit absolviert habt.

Die Chips lassen sich nicht nur durch schnöde Berührungen einsammeln, sondern auch durch geschicktes Umkreisen – was im Idealfall Zeit spart. Wer zudem fleißig sowie ohne unnötige Unterbrechungen durch die Ringe fliegt, der erhöht seinen Punktemultiplikator. Dies ist deshalb wichtig, weil ihr ganz am Ende ein Mindestranking erreichen müsst, um den nächsten Level besuchen zu dürfen. Ebenfalls ausschlaggebend für euren Erfolg ist der abschließende Endboss, den ihr ebenso mit Geschick anstatt brachialer Action austricksen müsst. Abhängig von der Zeit, die ihr für euren Sieg benötigt habt, wird eure Gesamtpunktzahl mit einem weiteren Multiplikator aufgestockt.

Während ihr euch nur in zwei Dimensionen fortbewegen könnt (rauf/runter sowie links/rechts), bewegt sich die Kamera wie auf Schienen auch mal nach vorne oder nach hinten. Daraus resultiert ein interessanter Mix aus einem 2D-Spieldesign und einer 3D-Kulisse, ähnlich wie beim nahezu zeitgleich veröffentlichten Jump&Run Pandemonium.

Anno 1996 sorgte zudem der Analogcontroller für Aufsehen, der extra für das Spiel entwickelt und gemeinsam im Bundle verkauft wurde. Heute mag sich das klobige Ding steif anfühlen, doch damals sorgte er für ein völlig neues Spielgefühl. Einzig der Standardcontroller des Nintendo 64 besaß eine vergleichbare Technologie, die wir Europäer jedoch erst ein Jahr später zu Gesicht bekamen.

Um ehrlich zu sein kann ich verstehen, warum NiGHTS auf lange Sicht nicht den gleichen Kult wie Sonic einfuhr – und nein: Es liegt meines Erachtens nicht an der gefloppten Saturn-Konsole. Vielmehr wird das eigentlich simple Konzept durch viel zu viele unnötige Kleinigkeiten aufgebläht. So steuert ihr zu Beginn eines Levels stets eines der beiden Kinder und müsst erst einmal zu NiGHTS laufen, bevor das eigentliche Spiel beginnt. Macht ihr dies nicht, dann könnt ihr nur langsam wie träge durch Gegend springen – was die Einleitung entsprechend unsinnig erscheinen lässt. Und auch die Idee mit den Chips und dem Ideya Capture sorgt eigentlich nur dafür, dass ihr jeden Parcours wiederholt durchfliegen müsst.

Aber um Himmels Willen: Ich wollte jetzt eigentlich nicht über das Spiel lästern. NiGHTS lebt von einem Konzept, das in der Form bis heute nahezu einmalig geblieben ist. Schließlich gibt es keinen ernstzunehmenden Klon und der einzige Nachfolger, der elf Jahre später für die Wii veröffentlicht wurde, ist aufgrund langweiliger Jump&Run-Sequenzen sowie frustiger Endgegner bedeutend nerviger. Zu guter Letzt verwöhnt euch ein verspielter Soundtrack und selbst die sichtlich gealterte Grafik besitzt dank ihrer Farbenvielfalt nach wie vor Charme – sofern ihr das Spiel mit einem alten Röhrenfernsehers zockt, versteht sich.

 

 

NIGHTS