Andy’s “Top Ten of my Heart 2013”

Eine Top-Ten-Liste der besten Spiele des Jahres 2013: Welch anderes Thema würde mehr Sinn als Einstand für meinen Blog ergeben? Doch zumindest in einer Hinsicht möchte ich “origineller“ sein als alle anderen, weshalb ich nicht eine, sondern zwei GOTY-Listen präsentiere: Die eine kommt von “Herzen“ und die andere wird gelenkt vom “Verstand“.

Schon seit Jahrzehnten nehme ich intern solch eine Trennung vor, nur dass ich die Listen früher als “subjektiv“ und “objektiv“ bezeichnete. Das Problem bei diesen Begriffen: Es gibt keine Objektivität. Spiele sind primär dazu da, Spaß zu machen – und wie genau dieser Spaß auszusehen hat, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Allerdings gibt es Spiele, die mir persönlich extrem viel bedeuten und bei denen ich weiß, dass ich mit meiner Meinung alleine da stehe. Andersherum empfinde ich für einige Top-Titel kaum Liebe, obwohl ich großen Respekt vor ihnen habe.

Diese Unterschiede entstehen durch verschiedene Faktoren. So werdet ihr in meinen Herzens-Listen relativ viele Point’n’Click-Adventures entdecken, während die Brillanz der meisten Strategie-Titel allenfalls von meinem Verstand registriert wird. Auch gibt es diverse Entwickler, die gezielt meinen Nerv treffen (Daedalic, Squaresoft), während andere mich trotz ihrer sichtlich greifbaren Leistungen kaum berühren (Blizzard, BioWare).

Entsteht die eine Liste rein aus meinem persönlichen Bauchgefühl, so beziehe ich bei der anderen ganz bewusst die Meinungen anderer mit ein. Allerdings ist es durchaus normal, wenn das Herz meinen Verstand in die eine oder andere Richtung lenkt, während dies andersherum so gut wie nie passiert.

Letzte Anmerkung: Sämtliche meiner Auszeichnungs-Listen sind insofern etwas eigen, dass ich nur Spiele zulasse, die WELTWEIT gesehen im betreffenden Jahr ihr Debüt gefeiert haben. Ab und an fällt deswegen der eine oder andere Japan-Import über Bord, wobei es schon etwas länger her ist, das in der Tat ein Top-Ten-Kandidat erst im Folgejahr oder gar noch später in einer für mich verständlichen Sprache erschienen ist (The Legend of Zelda: Wind Waker, um genau zu sein). Solche Titel werde ich zumindest gesondert erwähnen und eventuell sogar nachträglich in bereits vorhandene Top-Ten-Listen integrieren.

Beta-Versionen, Early-Access-Kram und einzelne Episoden noch laufender “Staffeln“ sind ebenso “disqualifiziert“. Diese Titel kriegen ihre Chance, wenn ihre jeweils finale Version draußen ist. Sprich: Alle Starbound-, The-Wolf-Among-Us- und Kentucky-Route Zero-Fans müssen sich bis Ende 2014 gedulden.

 

#10: Gunpoint (PC)

GOTY2013-GunpointWer wie ich mit einem C64 aufwuchs, für den sind Spiele wie Gunpoint ein kleiner Segen. Es sieht aus und spielt sich auch ein klein wenig wie Impossible Mission, jedoch verbirgt sich im Kern eine klassische Point’n’Click-Mechanik. Die altmodische Seitenperspektive mag den Ego-Shooter-Fan verschrecken, dafür sorgt sie für Übersicht und putzige Animationen.

Während ihr durch diverse Bürogebäude schleicht und fremde Terminals hackt, solltet ihr die vor Ort patrouillierenden Wachen am besten heimlich ausschalten oder ihnen ganz aus dem Weg gehen. Ohne eure Fähigkeit, die Verkabelung des Gebäudes zu manipulieren, wäre dies kaum möglich. Doch zum Glück könnt ihr ganz leicht den Lichtschalter zu eurer Rechten mit der Lampe im Stock über euch verdrahten oder den nahe gelegenen Bewegungssensor mit einem Fahrstuhl koppeln. Dank solcher Tricks bastelt ihr kleine Kettenreaktionen, damit am Ende eure Gegner entweder orientierungslos im Dunkeln stehen oder plötzlich eingesperrt im Nebenraum hocken.

Gunpoint lebt abseits des originellen Konzeptes von einem wunderschön ausgearbeiteten Leveldesign. Wenn es etwas zu Beanstanden gebe, dann die kurze Spieldauer von zwei bis drei Stunden. Aber dafür kostet das Spiel gerade mal 10 Dollar.

 

#09: Goodbye Deponia (PC)

GOTY2013-Goodbye-DeponiaAchtung, Fanboy-Alarm: Bislang hat mir jedes Daedalic-Adventure mehr als gut gefallen – einzig die unglückliche Kombination aus Kinderstory sowie bockschwerem Rätseldesign in Night of the Rabbit enttäuschte. Das 2012 erschienene Chaos auf Deponia feiere ich gar als neuen Heiland und vergleiche dessen brillantes Puzzledesign allen Ernstes mit solch Kalibern wie The Secret of Monkey Island oder Day of the Tentacle. Insofern sollte es niemand wundern, dass der Nachfolger Goodbye Deponia ebenfalls den Einzug in meine diesjährigen Top-Ten-Liste geschafft hat.

Es sei gleich klar gestellt: Das Spiel hat seine Schwächen. Allen voran wirken manche Rätsel unnötig kompliziert und mich nervt dieser eine, immer wiederkehrende Musik-Jingle, der bei jedem dramatischen Ereignis zum Einsatz kommt. Aber dafür endet ein wahres Epos, das mit Fug und Recht zu einer Trilogie gestreckt wurde. Die Geschichte ist stark erzählt und herrlich verrückt. Erneut regiert vordergründig der Humor, während das mutige Finale in eurer Erinnerung kleben bleiben wird – egal ob im positiven oder negativen Sinne. Ich habe selten so viel Wehmut bei einem Spiel verspürt – einfach nur, weil Rufus Abenteuer vorbei war.

 

#08: The Last of Us (PlayStation 3)

GOTY2013-Last-of-usIch habe meine Vorbehalte gegenüber The Last of Us. Bereits auf Polygamia schrieb ich leicht provozierend, dass ich kein so gutes Spiel kenne, was mir dermaßen wenig “Spaß“ gemacht habe.

The Last of Us ist anstrengend. Der Schwierigkeitsgrad ist für einen Mainstreamtitel der heutigen Tage erstaunlich fordernd (was ich nicht schlecht fände, wenn die Kämpfe mehr Abwechslung bieten würden) und das Szenario empfinde ich grundsätzlich als bedrückend. Aber in zweierlei Hinsicht trifft Naughty Dog auch meinen Nerv: bei der Präsentation und der Story.

So deprimierend die Ausgangslage für Joel und Ellie auch sein mag, so faszinierend ist die mit Pflanzen überwucherte Kulisse, durch die ich sie begleiten darf. Der Soundtrack von Gustavo Santaololla verdient ein Eintrag in die Geschichtsbücher und die Inszenierung der Zwischensequenzen ist Perfektionismus in Reinkultur. Es dauerte eine Weile, bis bei mir persönlich der Funke übersprang. Doch gerade das Ende ist dermaßen stark, dass ich The Last of Us beileibe nicht vergessen werde.

 

#07: Papers, Please (PC)

GOTY2013-Papers-PleaseAls ich das erste Mal von Papers, Please hörte, da dachte ich instinktiv: “Das kann nicht funktionieren.“ Und ich wette meine ganze Spielesammlung darauf, dass es nicht nur mir so ging. Warum zum Geier sollte es Spaß machen, den Grenzbeamten eines fiktiven, totalitären Staates zu spielen, der anhand von Pässen, Genehmigungen und kurzen Dialogzeilen entscheiden muss, wer die Tore passieren darf und wer nicht?

Inzwischen wissen wir: Papers, Please gehört zu den Überraschung des vergangenen Jahres. Es liegt definitiv nicht an der Präsentation, denn speziell die Pixel-Bildchen der Passanten sehen richtig übel aus und der Sound beschränkt sich im Kern auf ein paar schlichte Effekte. Aber trotzdem lädt Papers, Please spontan zum Spielen ein, allein weil die Steuerung so herrlich selbsterklärend ist. Pass nehmen, unter den Stempel ziehen, runterdrücken, Pass zurück geben, der nächste bitte: Das kann jeder.

Denkt man sich zunächst, wie doof diese Arbeit doch sei, so folgt die Überraschung, wenn der erste Flüchtigkeitsfehler passiert. Verdammt: Da war eine Frau am Schalter, aber im Pass stand bei Geschlecht ein “M“ für männlich! Beginnend mit einem Terroranschlag, bei dem ihr Zeuge werdet, wie der gerade von euch durchgewunkene Passant eine Wache mit seiner Granate zerfetzt, kommen immer komplizierter Bedingungen hinzu, wer nach Arstotzka einreisen darf und wer nicht. Und spätestens wenn ihr den kauzigen, älteren Herren kennen lernt, der zunächst ganz naiv ohne Papiere am Schalter steht, fleißig jeden weiteren Tag auftaucht und es irgendwann sogar mit einem selbst gemalten Pass probiert, da müsst ihr dieses Spiel einfach mögen.

Es ist jedenfalls ein herrliches Beispiel dafür, wie viel man mit wie wenig erreichen kann – egal ob bei Grafik, Sound oder Spieltiefe.

 

#06: The Legend of Zelda: A Link Between Worlds (3DS)

GOTY2013-A-Link-Between-WorldsA Link Between Worlds wird als offizieller Nachfolger des 2D-Klassikers A Link to the Past vermarktet und setzt trotz Vogelperspektive auf Polygone – eine Entscheidung, die ich zunächst nicht verstand, weil neckische Bitmap-Figürchen den Fan des Super-Nintendo-Vorgängers sicherlich mehr entzückt hätten. Doch der Engine-Wechsel macht Sinn, weil in diesem Spiel neben einer Hommage ein ganzer Batzen innovativer Spielelemente steckt. So könnt ihr euch platt an eine Wand projizieren, woraufhin die Perspektive zwangsweise zur Seite kippt und ihr von einer völlig neuen Form der Bewegungsfreiheit profitiert.

Das Leveldesign zeigt zum x-ten Male, wer der Herr in dieser Disziplin ist: Nintendo. Abwechslungsreich, verspielt, innovativ, voller Details und sehr gut ausbalanciert ist es ein weiteres Lehrbeispiel dafür, wie die Grundessenz eines Spieles auszusehen hat. So mancher beschwert sich über den mangelnden Umfang, gerade im Vergleich zum auf Epos getrimmten Skyward Sword. Doch genau in diesem Punkt schwächelte der ambitionierte Überhit von vor zwei Jahren, weil bestimmte Passagen unnötig in die Länge gezogen waren. In A Link Between Worlds hingegen bekommt ihr konzentrierten Spielspaß – genau so, wie es sein sollte.

 

#05: Das Schwarze Auge: Memoria (PC)

GOTY2013-MemoriaAchtung, Fanboy-Alarm, die zweite: Daedalics erneuter Ausflug in das Reich von Das Schwarze Auge ist in jeder Hinsicht besser als der erste. Nicht falsch verstehen: Satinavs Ketten hat kaum etwas falsch gemacht und bot ein rundherum gelungenes Abenteuer. Aber mir fehlte das Quäntchen Besonderheit, das ich vom Hamburger Entwicklerteam gewohnt bin. Dieses steckt erst in Memoria, dank der brillanten Erzählstruktur und einem sagenhaften Finale.

Zunächst setzt das Spiel direkt an Satinavs Ketten an: Geron möchte seine Freundin Nuri vom Raben zurück in eine Fee verwandeln. Im Laufe seines Abenteuers erfährt er von Sadja, einer in Vergessenheit geratenen Prinzessin, die vor mehreren Jahrhunderten gelebt haben soll. Ihr Schicksal spielt ihr zwar in Form von Rückblenden nach, jedoch erlebt ihr dabei nur das, was Geron auch erzählt bekommt. Beispiel: Irgendwann findet er ein Tagebuch, in dem ein Magier beschreibt, was einer seiner Luftgeister beim Ausspionieren Sadjas beobachten konnte. An einer Stelle spricht sie mit ihrem treuen Weggefährten, einem verzauberten Stab. Weil jedoch die Kommunikation telepathisch erfolgt, der Luftgeist sie entsprechend nicht hören und der Magier sie folgerichtig nicht aufschreiben konnte, werden euch diese “Dialoge“ nicht in ihrer Vollständigkeit gezeigt.

Dieses kleine Detail soll genügen, um den besonderen Reiz Memorias anzudeuten. Es ist eine außergewöhnliche Mischung aus Sorgfalt und interessanten Ideen (allen voran dem “Garten des Vergessens”), die Kevin Mentz Abenteuer in meinen Augen zum Genre-König des Jahres machen.

 

#04: Antichamber (PC)

GOTY2013-AntichamberEine meiner Genre-Vorlieben, die ich eher selten erwähne, ist das der abstrakten Denkspiele. Bereits zu Amiga-Zeiten empfand ich solch 3D-Experimente wie Driller oder Tower of Babel faszinierend. Aber sie alle finden ihren Meister in Antichamber, dem Design-technisch mutigsten Spiel seit einer halben Ewigkeit.

Ohne Regelwerk marschiert ihr durch ein Labyrinth voller Kammern, wo euch nur bestimmte Wege weiter nach vorne bringen und alle anderen wie durch Zauberhand zurück zu altbekannten Gängen führen. Reihenweise werden die Regeln der Physik gebrochen oder besser gesagt: Sie werden in jedem Raum neu definiert.

Kleines Beispiel gefällig? In der Luft schwebt der fordernde Schriftzug “Jump!!“, weshalb ihr über den vor euch liegenden Abgrund springt und doch in die Tiefe stürzt. Sobald ihr euch wieder am Ausgangspunkt befindet, haben sich die Buchstaben in ein zögerliches “Walk?“ verwandelt. Und in der Tat: Wenn ihr genau wie Indiana Jones auf der Suche nach dem Heiligen Gral blind nach vorne marschiert, dann bildet sich unter euch ein Weg, der euch sicher auf die andere Seite bringt.

Normalerweise faszinieren mich Spiele dieser Art beim Ansehen der ersten Screenshots und enttäuschen mich spätestens nach der ersten halben Stunde, weil die Entwickler abseits einer abstrakten Prämisse keine Kreativität zeigen sowie mich mit langweiligen Rätseln anöden. Antichamber hingegen ist eine kleine Wundertüte, aus der ich wirklich jedes Geheimnis heraus kramen musste, bevor ich es endgültig zu den Akten legen konnte. Und das ist bei mir wirklich verdammt selten.

 

#03: Brothers: A Tale of Two Sons (PC/Xbox 360/PS3)

GOTY2013-BrothersAlle Jahre wieder schaue ich mir um die Weihnachtszeit möglichst alle Spiele an, um die ich mich beruflich nicht kümmern musste und für die ich zuvor keine Muse fand. In der Regel stoße ich dabei auf ein bis zwei Kandidaten, die mir beweisen, dass sich dieses “Nachholen“ definitiv lohnt. Diesmal hat es Brothers: A Tale of Two Sons erwischt, ein Spiel mit derart viel Schönheit, wie ich es niemals von Starbreeze Studios erwartet hätte.

Das heißt: Eigentlich bin ich Fan der Schweden, ja selbst den Syndicate-Shooter fand ich gar nicht so schlecht. Aber dank The Darkness oder Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay denke ich bei den Jungs eher an schonungslose Actionkost, die nicht in Kinderhände gehört. Brothers: A Tale of Two Sons sorgt allein mit seinem märchenhaften Fantasy-Setting für einen großen Umbrauch – und zugleich für sehr viel Staunen.

Obwohl technisch nicht viel dahinter steckt, hält die Kulisse einen Vergleich mit den Herr-der-Ringen-Filmen von Peter Jackson stand. Egal ob der düstere Wald, die auf einem Felsen gebaute Festung oder eine schneebedeckte Landschaft: Magisch ist gar kein Ausdruck. Auch spielerisch überzeugt Brothers: A Tale of Two Sons von der ersten Minute, denn ihr steuert nicht einen sondern gleich zwei Charaktere – gleichzeitig.

Natürlich sind es die titelgebenden Brüder, die sich jeweils mit einem Analogstick und einer Schultertaste lenken lassen. Was zunächst gewöhnungsbedürftig ist, funktioniert nach kurzer Zeit tadellos und sorgt für ein angenehm frisches Spielgefühl. Es gibt nur wenig Rätsel und noch weniger Action, aber das Gebotene ist gut genug, um bis zum Ende zu motivieren. Zudem begegnet ihr einer Handvoll Bewohnern, denen ihr entweder aus der Patsche helfen könnt oder nicht – es ist eure Wahl.

Doch wie bei so vielen meiner Lieblingstitel aus dem Jahrgang 2013 ist es erneut der Schlussakkord, der meine Euphorie endgültig besiegelte. So mancher bezeichnet das Ende als ernüchternd und enttäuschend – oder besser: Starbreeze Studios hätte dem Spieler eine Alternative gewähren sollen. Doch wer das wirklich denkt, der hat die Botschaft nicht verstanden. Jeder andere Ausgang der Geschichte hätte dem emotionalen Einschlag immens geschadet. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass Regisseur Josef Fares so viel Mut besaß und sich bei der Inszenierung seines Spiels anscheinend von niemanden beschwatzen lies.

 

#02: BioShock Infinite (PC/Xbox 360/PlayStation 3)

GOTY2013-Bioshock-Infinite2013 war in meinen Augen ein absolut grandioses Jahr. Das zeigt allein, dass das bereits erwähnte Brothers in vielen anderen Jahrgängen locker den ersten Platz hätte erobern können und sich am Ende mit einem dritten Platz zufrieden geben muss. Denn es gab tatsächlich zwei weitere Spiele, die mich noch mehr begeistert haben. Gleich vorne weg: Es sind beides höchst umstrittene, ja fast schon verhasste Titel. Und zumindest im Falle von BioShock Infinite versteh ich beim besten Willen nicht, wie es dazu gekommen ist.

Ich meine: Das Spiel hat wirklich alles. Es sieht umwerfend aus, hat ein noch nie da gewesenes Setting, erzählt eine höchst clevere Geschichte, bietet packende Shootouts, zeigt mit dem Schienensystem seine Verspieltheit, erzeugt eine ungeahnte Atmosphäre und spielt mit meinen Gefühlen Achterbahn. Als ich BioShock Infinite durch hatte, da hatte ich instinktiv den Gedanken: So ein perfektes Spiel hast du seit langer Zeit nicht mehr in den Griffeln gehabt.

Das jemand es als schwachem Shooter oder gar als schlechtesten Teil des Franchise (allen Ernstes nach dem völlig uninspirierenden BioShock 2) zählen wurde, darauf wäre ich im Leben nicht gekommen. Und wie gesagt: Ich verstehe es nicht. Zwar spielt das Spieldesign nicht in der gleichen Liga eines Half-Life 2, aber es ist gut und packend genug, um als Grundfundament für ein grandioses Actionspektakel zu dienen.

Zu guter Letzt ist die Geschichte ein Meilenstein sondergleichen. Ich bin stets skeptisch, wenn ein Titel aufgrund der Story hoch gelobt wird – weil immer dieser Beigeschmack dahinter steckt, dass es in einem SPIEL eigentlich um etwas anderes gehen sollte. Aber der grundlegende Gedanke des BioShock-Infinite-Plots gehört zu den ganz seltenen Kandidaten, der überhaupt nur in einem Spiel funktionieren kann. Allein dafür gebühren Ken Levine alle Preise dieser Welt – von denen er vermutlich keinen einzigen kriegen wird.

 

#01: Gone Home (PC)

GOTY2013-Gone-HomeEigentlich spricht alles gegen dieses Spiel. Es sieht nicht besonders gut aus, es besitzt keinerlei spielerischen Anspruch und es ist sehr kurz. Selbst der Soundtrack, eine Mischung aus Riot Grrrl und Ambient, wirkt für viele fremd. Gone Home müsste nüchtern betrachtet ein verdammt schlechtes Spiel sein – und leider hat sich dieses Vorurteil wie ein Lauffeuer verbreitet.

Gone Home ist ein Interactive Novel. Das müsst ihr erst einmal genau so akzeptieren, damit ihr wisst, worauf ihr euch einlasst. Es ist wie all seine Genre-Kollegen dazu da, eine Geschichte zu erzählen und dem Spieler das Gefühl zu vermitteln, ER sei der Protagonist. Um nichts anderes geht es – genau wie in Heavy Rain, Beyond: Two Souls, The Walking Dead, To the Moon oder Dear Esther. Und in dieser Hinsicht, dem untern Strich einzig relevanten, ist Gone Home unschlagbar.

Leider ist es nicht möglich, fundiert und sachlich zu beschreiben, woran das liegt. Das heißt: Es ist möglich – nur wenn euch Gone Home nicht anspricht, dann hilft es eh nichts. Ihr müsst es fühlen, wie sich eure Gedanken mit denen von Kaitlin verschmelzen. Ihr müsst eins werden mit der Frau, während ihr das leere Haus nach dem Verbleib ihrer Familie erforscht. Ihr müsst euch auf eine Geschichte einstellen, die sich so weit wie keine andere mir bekannte vom Medium der Videospiele entfernt – und genau deshalb so unglaublich real wirkt. Nein… nicht “wirkt” – “ist”. Real “ist”.

Vom Verstand her ist mir bewusst, dass ich Gone Home nicht als das “Beste Spiel des Jahres 2013“ bezeichnen kann. Deshalb ist es auch das perfekte Beispiel dafür, warum mir diese Listen-Trennung wichtig ist. Denn ich kann nicht verleugnen, was dieses Spiel mit mir angestellt hat. Es hat mir etwas unbegreiflich Schönes gebracht, was mein Leben in diesem Jahr für einen Augenblick enorm bereichert hat. Und deshalb steht es ohne jeden Zweifel auf Platz eins meiner ganz persönlichen Top-Ten-Liste.

 

Honorable Mentions

The Stanley Parable, Grand Theft Auto V, Candy Box 2, Ridiculous Fishing, Puppeteer, Guacamelee, The Swapper, Device 6, Tiny Thief, Year Walk, State of Decay, Beyond: Two Souls