The Awardian Game Top 365

Der Weg ist das Ziel

Top-Tens sind in: Egal ob Spiele, Filme oder Musik, in Sachen Unterhaltungsmedien gibt es kaum eine bessere Art der Selbstdarstellung, als der Welt seinen persönlichen Geschmack in Form einer runtergezählten Liste aufzudrücken. Mir war das nicht gut genug, weil ich mich nie und nimmer auf zehn oder zwanzig Spiele beschränken könnte – dazu habe ich zu viel Gutes in meinem Leben in den Fingern gehabt.

Nein, das folgende Projekt fing “klein“ an und sollte sich auf eine Top 100 (!) konzentrieren. Ich merkte schnell, dass ich viel zu viele liebgewonnene Kleinode schmerzlich über Bord fielen, weshalb ich die Grenze zunächst auf 200 und noch etwas später auf 300 anhieb. Das war Ende 2012… und als ich auf die fixe Idee kam, zu jedem Spiel ein kleines Video anzufertigen, da verging ein Monat nach dem anderen und plötzlich war gar ein ganzes Jahr rum. Nun wimmelte es 2013 von persönlichen Highlights, die natürlich ebenso “rein“ mussten. Demnach gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder ein paar der bereits geschriebenen und gespielten Titel rauswerfen oder… die Liste noch mehr zu erweitern!

Die Zahl 333 kam mir in den Kopf und diesmal sollte alles klappen – aber das Projekt mit den Videos zog sich immer mehr. Denn auch wenn ich den ganzen Kram nicht auf einen Schlag veröffentlichen wollte, so wollte ich doch den Großteil zu Beginn fix haben. Diesen September musste ich zähneknirschend eingestehen: Die Liste muss noch etwas länger werden. Und dann kam ich auf die simple Idee, mich an den Tagen eines Jahres zu orientieren. Geboren war die Top 365.

Von heute an werde ich jeden Tag einen Listenplatz öffentlich machen, inklusive Beschreibungstext und Videoausschnitt. Wie bereits angedeutet ist ein Großteil der Arbeit schon erledigt: Über 300 Spiele sind bereits aufgezeichnet, knapp 200 Videos YouTube-tauglich geschnitten und fast 100 Textbeiträge geschrieben. Das sollte genug “Puffer“ sein.

Warum das alles?

Warum ich mir diese elendig große Mühe mache, um über 365 Spiele zu schreiben und Videos anzufertigen? Na, wegen der Selbstdarstellung, natürlich 😉 Und um der Welt eines zu zeigen, was mir zu Beginn meiner Karriere als Videospieljournalist am Herzen lag: Das sowohl alte als auch neue Spiele toll sind. “Brücken schlagen“ zwischen den Dekaden war von je her mein Ziel und der Variantenreichtum der von mir angefertigten Top 365 sollte das unterstreichen.

Es sind nahezu gleich viele Titel aus den 1980er, den 1990er und von 2000 bis 2014 enthalten. Die Reihenfolge entstand zunächst durch das Anfertigen von Jahres-spezifischen Top-Twentys, Genre-bezogenen Ranglisten und System-beschränkte Sortierung. Diese Listen habe ich dann so lange gemixt, verglichen und geschoben, bis ich mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden war. Gleichwohl sei aber gesagt, dass so etwas nie in Stein gemeißelt ist: Im Laufe der Jahre habe ich durchaus die eine oder andere Meinung geändert und die Top-Twentys neu durchdacht. Zudem solltet ihr die Platzierungen an sich nicht allzu ernst nehmen – letztlich möchte ich alle 365 Kanditaten mehr oder weniger “würdigen“.

Bezüglich der Rangreihenfolge ist übrigens zu beachten, dass ich versucht habe meine Begeisterung an den Spielen am jeweiligen Erscheinungsjahr zu messen. D.h. natürlich machen mir im direkten Vergleich viele moderne Titel mehr Spaß als einige Oldies mit ihren veralteten Spielmechaniken oder kaum mehr zeitgemäßer Präsentation. Aber wenn ich rein nach heutigen Maßstäben gehe, dann würden viel zu viele liebgewonnene Klassiker aus alten Zeiten in Vergessenheit geraten.

Last but not least sei noch erwähnt, dass ich natürlich nur Spiele berücksichtigen konnte, die ich bis zum 11.4.2015 ausführlich genug gespielt habe.

Subjektiv oder Objektiv?

Damit auch hier keine Missverständnisse aufkommen: Diese Liste ist zu 100% subjektiv. Es fehlen einige landläufig elitäre Klassiker (dazu gleich mehr), hingegen der eine oder andere höchst umstrittene Titel für viel Kopf schütteln sorgen dürfte. Ich bin auch am überlegen, eine ähnliches Projekt mit einer objektiven Richtlinie anzufertigen – aber lasst mich erst mal dieses Baby hier schaukeln 😉

Bevor ich einige Fans vor den Kopf stoße, möchte ich gleich ein paar Warnungen aussprechen. Bzw. ich möchte hier und jetzt einige Titeln, Serien und Hersteller, die gar nicht oder kaum zur Sprache kommen werden – schlicht weil sie mich persönlich nicht umgehauen haben. Allen voran werdet ihr kein einziges Spiel von Blizzard und nur ein einziges aus dem hause BioWare vorfinden: Ich habe zwar Respekt vor solch Monstern wie World of Warcraft, Baldur’s Gate oder Mass Effect. Aber keines von ihnen hat mich persönlich berührt, weil sie mit ihren Spielmechaniken Reize ansprechen, auf die ich keinen großen Wert lege.

Ebenfalls für großes Stauen dürfte das Fehlen von Legend of Zelda: Ocarina of Time sorgen: Ich mag die Serie und es gibt einige andere Episoden, die in der Top 365 vertreten sind. Aber gerade bei dem Teil, der landläufig als das “Beste Spiel aller Zeiten“ bezeichnet wird, fiel ich in eine jugendliche Rebellenphase. Sprich: Ich wollte das Spiel irgendwo schlecht reden, weil es alle so toll fanden. Ich hab mich erst Jahre später ernsthaft mit dem Ding beschäftigt und auch wenn ich aus objektiver Sicht die Brillanz durch und durch sehe, so war es zum Aufbau einer “subjektiven Euphorie“ zu spät.

Genre-bezogen kommen nur wenige Simulationen, Strategie- und Sportspiele zum Zuge. Dafür dominiert die Riege der Actionspiele und vor allem der klassischen Point’n’Click-Adventures. Die Firmen, die am häufigsten vertreten sind, heißen deshalb unter anderem Konami, LucasArts und Daedalic. Bezüglich Rollenspiele bin ich sehr Serien-treu, was Origin und Square-Enix zu Gute kommt.

Zu guter Letzt werdet ihr kaum NES-Spiele sehen, schlicht weil meine Konsolenerfahrung erst mit dem Mega-Drive begann. Zwar habe ich mir im Nachhinein viele alte Klassiker angeschaut und den einen oder anderen zu schätzen gelernt (allen voran ein paar Infocom-Textadventures, von denen es in der Tat zwei Stück in die Top 365 geschafft haben, obwohl ich beide erste in den letzten Jahren gespielt habe), doch natürlich ist es für einen Oldie immer schwieriger, mehr Liebe anstatt Respekt zu erfahren. Man ist halt heute einfach andere Dinge gewöhnt – und gerade an dieses bockige NES-Joypad, das meine Hände bereits nach fünf Minuten zum Schmerzen bringt, konnte ich mich nie gewöhnen.