Der bisweilen renomierteste Award der Spielebranche, der sich am ehesten als Oscar-Äquivalent bezeichnen darf, hat auf der Gamer Developers Conference die besten Spiele des Jahres 2014 gekürt. Und nach dem Scherbenhaufen, der bei den Nominierungen zustande kam (dazu gleich mehr), schwankt die Siegerliste immerhin zwischen wenig überraschen und eigentlich ganz ordentlich.

Nach The Sims und The Elder Scrolls: Skyrim gab es jedenfalls zum dritten Mal einen GOTY-Sieger, der abseits des Hauptpreises keinen anderen Award abbekommen hat. Diese Ehre wurde diesmal Mittelerde: Schatten von Mordor zuteil, wobei der landläufige Konkurrent Dragon Age: Inquisition aus einem ganz bescheuerten Grund leer ausging: Er war gar nicht erst nominiert…

Man kann nun darüber spekulieren, ob dies an der relativ frühen Nominierungsphase lag, die bereits Anfang Januar abgeschlossen war. Aber es ist doch schon etwas seltsam, dass einer der hochkarätigsten Titel, der gefühlt die meisten GOTY-Preise auf der ganzen Welt und jüngst beim DICE Award abräumte, bereits im Vorfeld verschämt in einer Honorable-Mentions-Liste ausgelagert wurde. Überhaupt: Bitte lasst diesen Quatsch. Es ist beschämend für all jene Titel, die dort erwähnt werden (frei nach dem Motto: Ihr seid echt toll, aber mitspielen dürft ihr trotzdem nicht…) – und noch demütigender für die Kandidaten, die selbst dort fehlen.

Zurück zu den echten GOTY-Nominierungen: Neben Mittelerde waren zumindest zwei übliche Verdächtige mit im Rennen, namentlich Hearthstone und Bayonetta 2. Während die Erwähnung von Alien: Isolation bei vielen leidenschaftlichen Zockern für großen Jubel gesorgt haben dürfte, ist die Einladung von Destiny einer der größten Rätsel der GDC-Awards. Dass dieser höchst umstrittene Multiplayer-Shooter, der von vielen als eher zu hoch als zu niedrig gehypt bezeichnet wird, bedeutend würdigere Kandidaten wie Super Smash Bros., Monument Valley oder eben Dragon Age: Inquisition rausgekickt hat, ist schon “bemerkenswert“. Verglichen mit den Oscars ist Destiny damit in meinen Augen das Cleopatra der Spielegeschichte…

Überhaupt: Monument Valley! Der iOS- und Android-Hit hat die meisten Preise abgeräumt und durfte in den Kategorien für die größte Innovation, die kunstvollste Grafik (sorry, der Award heißt ins Deutsche übersetzt wirklich so) und das beste Handheld/Mobile-Spiel die Konkurrenz im Regen stehen lassen. Richtig clever ist der Sieger in der Design-Sparte: Dort gewann Blizzard mit seinem feinst ausgearbeiteten Kartenspiel Hearthstone.

Während Destiny in der Sparte Technik siegte, bekam Alien: Isolation gottlob den Sound-Award. Die beste Story beziehungsweise “Erzählung“ hatte hingegen laut der Jury Kentucky Route Zero: Act 3, was aufgrund dessen unfertiger Episodennatur doch dezent überrascht. Zu guter Letzt dürfte sich das Team von The Vanishing of Ethan Carter am meisten geärgert haben, wieso ihr Adventure in erstaunlich vielen Kategorien mit dabei war, dann aber doch gegen die Mannen von The Banner Saga die Statuette für das beste Debüt verlor.

Abschließend noch eine Bemerkung zu den ominösen Independent Games Festival Winners, die kurz zuvor am gleichen Abend verteilt wurden: Da geht es nicht in meinen Kopf, wieso ein Outer Wilds zwei der wichtigsten Auszeichnungen gegenüber solch Kalibern wie The Talos Principle oder This War of Mine gewinnen konnte. Es handelt sich hierbei schließlich um ein unfertiges Spiel, das bislang nicht über den Alpha-Status hinausgekommen ist. Verdient so etwas wirklich eine Auszeichnung?

Wohlgemerkt ist dieses Phänomen nicht neu, sondern eher die Regel als die Ausnahme was den IDG Award anbelangt. Klar: Man möchte hier möglichst innovative und frische Konzept junger, unabhängiger Studios küren, die zudem noch ein kleines Preisgeld erhalten. Aber die dort prämierten Spiele sollten doch zumindest final sein. Aber nun gut… die Industrie ist ja bekannt dafür, dass sie lieber das morgen anstatt das heute feiert…

Game of the Year

Alien: Isolation
Bayonetta 2
Destiny
Hearthstone
Mittelerde: Schatten von Mordor !WINNER!

Innovation Award

Bounden
Mittelerde: Schatten von Mordor
Monument Valley !WINNER!
This War of Mine
The Vanishing of Ethan Carter

Best Design

Captain Toad Treasure Tracker
Dragon Age: Inquisition
Hearthstone !WINNER!
Mittelerde: Schatten von Mordor
Shovel Knight

Best Narrative

80 Days
Kentucky Route Zero: Act 3 !WINNER!
Mittelerde: Schatten von Mordor
This War of Mine
The Vanishing of Ethan Carter

Best Technology

Destiny !WINNER!
Elite: Dangerous
Far Cry 4
Mittelerde: Schatten von Mordor
Wolfenstein: The New Order

Best Audio

Alien: Isolation !WINNER!
Destiny
Hohokum
Transistor
The Vanishing of Ethan Carter

Best Visual Arts

Alien: Isolation
Bayonetta 2
Child of Light
Hohokum
Monument Valley !WINNER!

Best Handheld/Mobile Game

80 Days
Hearthstone
Monument Valley !WINNER!
Super Smash Bros. 3DS
Threes!

Best Debut

Stoic Studio (The Banner Saga) !WINNER!
Upper One Games (Never Alone)
Yacht Club Games (Shovel Knight)
Respawn Entertainment (Titanfall)
The Astronauts (The Vanishing of Ethan Carter)

Audience Award

Elite: Dangerous

Ambassador Award

Brenda Romero

Pioneer Award

David Braben

Lifetime Achievement Award

Hironobu Sakaguchi

2015 Independent Games Festival Winners

Excellence in Visual Art

Donut County
Else Heart.Break
Lumino City
Memory of a Broken Dimension
Metamorphabet !WINNER!
Oquonie

Excellence in Audio

Ephemerid: A Musical Adventure !WINNER!
Phonopath
The Sailor’s Dream
Shovel Knight
Thumper
The Vanishing of Ethan Carter

Excellence in Design

80 Days
Framed
Invisible Inc.
Killer Queen
Outer Wilds !WINNER!
The Talos Principle

Nuova Award

Become A Great Artist In Just 10 Seconds
Bounden
Desert Golfing
Elegy For A Dead World
How Do You Do It?
Plug & Play
Rooftop Cop
Tetrageddon Games !WINNER!

Seumas McNally Grand Prize

80 Days
Invisible Inc.
Metamorphabet
Outer Wilds !WINNER!
The Talos Principle
This War of Mine